Andreas Mainka ist Kulturrucksack-Beauftragter und arbeitet für das Kulturamt der Stadt Ratingen. Hier hat er z. B. das Jugendkulturjahr 20/21 konzipiert und koordiniert.
1. Seit wann betreuen Sie den Kulturrucksack NRW in Ratingen und welche Entwicklungen können Sie seither verzeichnen?
Der Kulturrucksack NRW in Ratingen ist seit 2017 fester Bestandteil meiner Arbeit. Ich habe das Ratinger Programm aber bereits zuvor zwei Jahre lang als Elternzeitvertretung betreut.
Über einen gewissen Zeitraum hin gab es vor allem viele Angebote in den Ferien, neben einer ganzjährlichen Ausflugsreihe zu Kulturstätten in der Region. Mittlerweile werden mehrere regelmäßige Workshops, übers ganze Jahr verteilt, angeboten, wie z.B. die Museumswerkstatt, Manga-Kurse, Theater-Angebote oder Rap-Kurse im Tonstudio eines Jugendzentrums. Dadurch haben wir noch mehr Zuspruch von Kindern und Jugendlichen. Außerdem sind über die Jahre mehr kulturelle Einrichtungen involviert, u.a. drei Ratinger Museen oder der Jugendmigrationsdienst der Diakonie. Demnach konnten wir mit allen Beteiligten sowohl die Vielfalt als auch die Zeitschiene der Angebote fortentwickeln.
2. Sie haben 2020/2021 in Ratingen ein Jugendkulturjahr durchgeführt.
Wie kam es dazu und wie hat sich das auf kommunale Vernetzungsprozesse ausgewirkt?
Das Jugendkulturjahr in Ratingen ging auf einen Antrag aus der Politik zurück, dem der Rat der Stadt dann zustimmte. Das Amt für Kultur und Tourismus wurde mit der Umsetzung des Jugendkulturjahres beauftragt. Die Planungen begannen im Herbst 2018. Ursprünglich war das Jugendkulturjahr nur für das Jahr 2020 angesetzt. Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie mussten wir die Planungen entsprechend abändern und konnten – auch durch den Rückhalt innerhalb der Politik und der Verwaltung – das „JKJ“ bis in den Herbst diesen Jahres verlängern.
Hervorzuheben ist zunächst die enge Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und den Vertretern des Ratinger Jugendrates. Das Jugendkulturjahr verfolgte ja von Beginn an einen partizipativen Ansatz. Das Jugendkulturjahr war aber auch sehr förderlich für die Vernetzung der Kulturschaffenden innerhalb Ratingens. Es entstand eine sehr gut funktionierende, ressortübergreifende Zusammenarbeit des Kulturamtes und des Jugendamtes sowie der Jugend- , Bildungs- und Kultureinrichtungen. Für die Zukunft sind bereits weitere spannende neue Projekte verschiedener Akteur*innen in Planung.
3. Mitten in der Corona-Pandemie (2020) wurde das Ratinger Gesamtkonzept für kulturelle Bildung im Landeswettbewerb mit einem Preisgeld von 15.000 Euro ausgezeichnet. Welche Maßnahmen möchten Sie damit auf den Weg bringen?
Mit dem Preisgeld möchten wir zunächst das bisherige Webportal des Jugendkulturjahres zu einem neuen Webportal umbauen, das zukünftig alle Angebote der Jugendkultur in Ratingen beinhaltet. Hier können dann alle Jugendzentren, Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden ihre Angebote zeitgemäß und gebündelt präsentieren.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die gesamtkommunale Vernetzung der Akteur*innen aus dem Erziehungs-, Bildungs-, Sozial- und Kulturbereich, um die gemeinsamen Aufgaben im Rahmen der kulturellen Bildung zu erreichen. Hier sollen beispielsweise kleinere Netzwerke und regelmäßige Fachtage initiiert werden.
4. Was macht für Sie das Besondere Ihrer Arbeit aus?
Das Besondere für mich ist vor allem die Vielfalt der Aufgaben und die gut funktionierende Zusammenarbeit mit den zahlreichen Kolleg*innen – aber auch die Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche. Wenn man live vor Ort miterleben kann, wie sich die Jugendlichen – beispielsweise auch in den beiden vergangenen Corona-Sommern – an kulturellen Erlebnissen erfreuen, dann ist das einfach unbezahlbar.
5. Woran arbeiten Sie aktuell – im Bereich kultureller Bildung?
Wir haben in den beiden vergangenen „Corona-Sommern“ das Format „Summer Tent“ ins Leben gerufen, bei dem über mehrere Wochen in einem großen offenen Zelt Workshops, Konzerte, Theater und vieles mehr stattgefunden hat. Die Planung für eine Neuauflage in 2022 laufen bereits.
Außerdem führen wir noch einige erfolgreiche Graffiti-Projekte fort. So stellten beispielsweise die Stadtwerke Ratingen im Jugendkulturjahr einer sich neu zusammen gefundenen Graffiti-Gruppe 15 große Trafostationen zur Verfügung, die nach einem Ideenwettbewerb mit Graffitis verschönert werden konnten. Diese Zusammenarbeit wird nun um weitere 15 Trafohäuschen erweitert.
Und nicht zuletzt führt das Kulturamt derzeit einen Jugendkulturpreis zum „Jüdischen Leben in der Gegenwart“ durch, an dem alle Schüler*innen der weiterführenden Schulen teilnehmen und attraktive Preise gewinnen können.