Portrait_EWM

Foto: Frederik Mordhorst

Emilene Wopana Mudimu ist Bildungsreferentin, Autorin, Kuratorin und Moderatorin aus Aachen. Sie leitet das Jugend- und Medienzentrum KingzCorner, in dem sie Hip-Hop bezogene kunst- und medienpädagogische Angebote und Projekte initiiert.

1. Welches Erlebnis kultureller Bildung hat Sie in Ihrer Jugend oder Kindheit Sie besonders geprägt?

Ich habe die ersten zwei Grundschuljahre an einer Musik AG teilgenommen, die es mir ermöglicht hat Flötespielen zu lernen und erste Erfahrungen auf der Bühne zu sammeln. Da wir zum damaligen Zeitpunkt erst drei Jahre in Deutschland waren, konnte sich meine Familie keine eigenen Instrumente leisten. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie dankbar ich dafür war, dass ich mir die Flöten regelmäßig ausleihen durfte, um auch zu Hause üben zu können. Und wie diese Erfahrung, neben dem Spaßfaktor, mein Selbstbewusstsein gestärkt hat. Später in der Oberstufe hat mich vor allem das Mitwirken am Theaterstück “Viel Lärm um Nichts”, geprägt. Im Nachhinein war leider auch Vieles an der Umsetzung problematisch, aber die Arbeit hat mein Verständnis für die Bedeutsamkeit von kultureller Bildung auf jeden Fall erweitert.

2. Sie engagieren sich intensiv für kulturelle Bildung und Antidiskriminierungsarbeit. Welchen Mehrwert hat kulturelle Bildung genau in diesem Zusammenhang? 

Die Auseinandersetzung mit Diskriminierungsformen kann sehr bedrückend sein. Insbesondere für Betroffene, die angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen tagtäglich mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert werden, ist die Belastung groß. Durch kulturelle Bildung können Räume geschaffen werden, in denen sich Menschen unabhängig von ihrer sozialen Positionierung begegnen. Gleichzeitig entstehen Zugänge, um Betroffene jenseits von gesellschaftlichen Zuschreibungen zu empowern. Kulturelle Bildung kann die Komplexität von diskriminierungsbezogenen Themen runterbrechen und für heterogene Gruppen zugänglicher machen.

3. Wo wird für Sie im Bildungsbereich institutioneller Rassismus besonders deutlich?

Überall! Das fängt bereits in der frühkindlichen Erziehung an, wenn leider immer noch Medien konsumiert werden, die rassistische Stereotype reproduzieren. Und geht dann weiter, wenn aus “Klassikern” in Leistungskursen rassistische Sprache ohne kritische Einordnung einfach wiedergegeben wird. Es sind Lehrkräfte, die ihre Schüler*innen trotz guter Leistungen schlechte Schulempfehlungen geben oder Momente in denen sich Schüler*innen aufgrund ihrer Herkunft als Stellvertreter*innen für gesamte Nationen positionieren sollen. Es sind die gesamtgesellschaftlichen Debatten rund um Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus, die auch in der Schule ausgetragen werden. Oder Widerstände, die entstehen, wenn konkrete Fälle von Diskriminierung angesprochen werden. Die Liste kann so sicherlich weitergeführt werden und macht deutlich, dass es dringend die Unterstützung von Expert*innen bedarf, um institutionellen Rassismus im Bildungsbereich langfristig begegnen zu können.

4. Was macht für Sie das Besondere an Ihrer Arbeit bei KingzCorner aus?

Im KingzCorner kommen junge Menschen mit den unterschiedlichsten Biographien zusammen, die in ihrer Lebensrealität sonst nicht so viele Berührungspunkte haben. Und grad in diesen Zeiten macht das einfach viel Mut. Darüber hinaus, hat sich der Schwerpunkt auf Hip-hop basierter Pädagogik in den mittlerweile mehr als zehn Jahren als sehr zielgruppengerecht und modern herausgestellt. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie junge Menschen Graffiti, Tanz und Rap-Musik als Elemente von Hip-Hop auch heute noch dazu nutzen, um sich künstlerisch auszudrücken und gesellschaftspolitische Themen aus ihrer Perspektive heraus zu verhandeln.

5. Woran arbeiten Sie zurzeit?

Aktuell freue ich mich darauf an der Gestaltung eines Demokratiefestivals in Aachen mitwirken zu dürfen. Darüber hinaus werden wir gemeinsam mit FUMA NRW an einem Projekt zum Thema ”Adultismus” arbeiten, das beim FUMA Fachtag im Mai präsentiert wird.


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