Portrait Selma Scheele

Foto: Thomas Radlwimmer

Selma Scheele ist Koordinatorin für Kulturelle Bildung im Kulturbüro der Stadt Mülheim a. d. R. Sie hat Theaterpädagogik und Erzählkunst an der Universität der Künste in Berlin studiert. Zusätzlich absolvierte sie die Weiterbildung zum angewandten Erzählen und Geschichtenerfinden an der Akademie für Kulturelle Bildung des Bundes und des Landes NRW in Remscheid.


1. Seit wann betreuen Sie den Kulturrucksack NRW in Mülheim a. d. R. und welche Rolle spielt das Landesprogramm in der Kommune?

Die Koordination für den Kulturrucksack habe ich im Rahmen meiner Stelle als Koordinatorin für Kulturelle Bildung im Frühjahr 2018 übernommen. Meine erste berufliche Begegnung mit Mülheim war als freischaffende Theaterpädagogin tatsächlich 2012 über ein Kulturrucksackprojekt. Damals habe ich gemeinsam mit der damaligen Theaterpädagogin Kathrin Peters am Ringlokschuppen Ruhr ein Projekt an der Schnittstelle Theater und Games umgesetzt. Schon damals war der Andrang groß! Und mein Eindruck war, dass die KR-Projekte allgemein hier in der Stadt schnell zur Kulturlandschaft dazugehörten. Und seitdem ich den Kulturrucksack aktiv mitbegleite, sehe ich auch, dass er dazu beiträgt, Projekte für und mit Kindern und Jugendlichen immer wieder neu zu denken. In den letzten Jahren hat sich das Programm und damit auch die Ausschreibung hier weiterentwickelt. Immer mehr Akteure kooperieren mit den Jugendzentren, was uns sehr freut! Und neben den großen kulturellen Playern der Stadt bewerben sich inzwischen immer mehr Freischaffende mit Projekten. Das belebt in meinen Augen die Szene und bietet noch mehr Experimentierfläche für die Kinder und Jugendlichen. Mittlerweile hat meine Kollegin Martina Krall die federführende Koordination des Kulturrucksacks übernommen und wird sicherlich wieder neue Impulse miteinbringen.

2. 2007 wurde Mülheim zum ersten Mal im NRW-Landeswettbewerb „Kommunale Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung“ ausgezeichnet (evtl. ergänzen: 2018 folgte nach zwei weiteren Auszeichnungen die dreijährige Konzeptförderung). Was hat das in Ihrer Stadt verändert?

Na, zum einen ist es natürlich eine wunderbare Anerkennung für den ganzen Arbeitsbereich, der als sogenannte Querschnittsaufgabe viele verschiedene Akteure der Stadt betrifft. Mit gleich drei solchen Auszeichnungen kann man sowohl intern als auch extern sehr gut verdeutlichen, dass kulturelle Bildung hier einen wichtigen Stellenwert hat – und es nicht einfach „nur“ schöne Projekte sind. Und zum anderen hatten wir durch das großzügige Preisgeld viele Jahre eine Planungssicherheit. Wir konnten neue Konzepte entwickeln, Ideen ausprobieren und können so hoffentlich auch langfristig und vor allem breitflächig die Qualität unserer Angebote sichern und kulturelle Bildung nachhaltig verankern. In jedem Fall haben die Auszeichnungen mit dazu beigetragen, dass wir uns stadtweit immer besser vernetzen können um weiterhin gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

3. Wie begleiten und betreuen die Arbeitsstelle und die Koordinierungsstelle Ihren Standort bei der Weiterentwicklung der Angebote? 

Sowohl die Arbeitsstelle als auch die Koordinierungsstelle vom KR sind für mich wichtige Ansprechpartner*innen, wenn ich einen Blick von außen brauche, auf das breite Netzwerk an Akteur*innen oder den Fundus an Ideen und Erfahrungen zugreifen möchte. Schon oft war ich in Remscheid, oder habe einfach angerufen und Inspirationen für z. B. unsere Fachveranstaltungen kulturVOLL! erhalten. Ich versuche zu so vielen Fachveranstaltungen von der Arbeitsstelle und der Koordinierungsstelle wie möglich zu gehen. Dort kann man sich ganz wunderbar mit anderen Kommunen vernetzen und austauschen. Denn irgendwie haben wir ja überall ähnliche Herausforderungen und Fragestellungen, die uns beschäftigen.

4. Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit am meisten?

In dem was ich mit meiner Arbeit mache, sehe ich Sinn. Das macht mich glücklich. Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass Kunst und Kultur – und vor allem, dass ästhetische Erfahrungen -zum Menschsein dazu gehören. Ich möchte mir keine Welt vorstellen, in der es zum Beispiel keine Musik gibt, oder in der ich nicht tanzen oder singen darf, in der es keine Geschichten, kein Theater, keine Kunst gibt. All das und noch viel mehr sind doch seit Anbeginn des Menschseins Teil von uns. Daher freue ich mich, dass ich mit meiner Arbeit einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche – und eigentlich alle Menschen – auf der großen kulturellen Bildungsspielwiesen Erfahrungen sammeln können.

5. Woran arbeiten Sie im Bereich kultureller Bildung aktuell?

Ich war über ein Jahr in Elternzeit und plane jetzt mit meiner Kollegin Martina Krall unsere kommenden Veranstaltungen, wie z. B. die Vorlesewoche, den kulturellen Adventskalender, den Fachtag kulturelle Bildung und vor allem die Umsetzung der Jubiläumsförderung Kulturrucksack (wenn wir denn hoffentlich den offiziellen Bescheid dazu bekommen). Darüber hinaus liebäugeln wir schon sehr damit eine*n Kulturagent*in und „learning through the arts“ zu uns nach Mülheim zu holen – beide Konzepte habe ich übrigens in Remscheid auf verschiedenen Fachveranstaltungen kennengelernt.


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