Uschi Tepaße entdeckte sie ihre Begeisterung und Leidenschaft für die Zirkuswelt als AuPair in Paris. Später machte sie eine Ausbildung in einer Zirkusschule und wurde schließlich Zirkuspädagogin.
1. Ende November beendest du deine Arbeit für die LAG Zirkuspädagogik NRW – was sind für dich die wichtigsten Errungenschaften während deiner pädagogischen Arbeit?
Wir sind bundesweit die erste Landesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik, die es nach vielen Jahren ehrenamtlichen Engagements und mit Herzblut geschafft hat, eine Festförderung zu bekommen. Das war 2018. Seitdem hat sich in der Zirkuslandschaft NRWs eine Menge verändert und die größte Errungenschaft ist, dass wir Fördergelder weitergeben dürfen. Dadurch können, sowohl von der freien Zirkuspädagog*in als auch der großen Zirkuseinrichtung, viele Zirkusprojekte umgesetzt werden.
2. Mit welchem Projekt bist du derzeit beschäftigt?
Gerade bin ich auf dem Fachforum Zirkuspädagogik NRW in der Sportjugendherberge Wipperfürth. Das ist ein Fachaustausch für Zirkustrainer*innen. In diesem Jahr zum Thema „Auszeit Zirkus“ und außergewöhnlichen Workshops wie „Akrobatik im Wasser“, „Waldbaden“ oder „Akro Yoga“.
Für die LAG Zirkuspädagogik NRW laufen gerade viele Vorstellungsgespräche, um eine Nachfolge für meine Stelle zu finden. Da bin ich sehr zuversichtlich.
Im Bereich „Prävention und Kindeswohl“ koordiniere ich momentan ein Wimmelbild zum Thema „Peergewalt“ und „Gewalt im digitalen Raum“. Ich freue mich besonders, dass mehrere Landesarbeitsgemeinschaften aus dem Verbund der LKJ NRW beteiligt sind. Dadurch werden sämtliche Genres aus der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit auf dem Wimmelbild vertreten sein.
Als Freiberufliche bin ich seit einigen Jahren Vorsitzende des Fachausschusses „Prävention und Kindeswohl“ der BKJ. Zuletzt war ich auch als Jurorin für die Anträge „Start2Act“ tätig und werde demnächst wieder nach Berlin reisen, um dort am Beiratstreffen für dieses Förderprogramm teilzunehmen.
3. Was hättest du gemacht, wenn du nicht als Zirkuspädagogin gearbeitet hättest?
Ich wäre Skispringerin oder Rennfahrerin geworden. Jedenfalls in meinen kühnsten Träumen. Beides habe ich nie gemacht
4. Was war dein Wegbereiter zur kulturellen Bildung in deiner Kindheit und Jugend?
Da fallen mir zwei Dinge ein: Zum einen war ich schon immer sehr musikalisch und habe als Kind Klavier gespielt. Zudem bin ich über einen Zeitraum von 13 Jahren mehrmals in der Woche zum Geräteturnen gegangen. Unser wunderbarer Trainer hat die Lust an der Bewegung in mir geweckt und bis heute aufrechterhalten. Seine feinfühlige Art, mit uns Turnerinnen umzugehen, prägt mich bis heute. Ich habe viel von ihm gelernt.
Später traf ich während eines einjährigen Auslandaufenthaltes in Paris auf Jongleur*innen, die mich wiederum zu einem internationalen Zirkustreffen mitnahmen. Dort lerne ich Akrobat*innen kennen und die Brücke vom Turnen zum Zirkus war gebaut. Seit 35 Jahren bin ich nun dabei.
5. Was macht das Besondere an der Zirkuspädagogik aus – im Vergleich zu anderen Bereichen der kulturellen Bildung?
Kurz: Bewegung, Kreativität und Freiheit.
Zirkuspädagogik orientiert sich an den Stärken und Fähigkeiten junger Menschen, auch und gerade für Kinder und Jugendliche aus schwierigen Lebenssituationen, mit Handicaps oder mit Integrationsproblemen. Jede Andersartigkeit wird als Chance für Neues begriffen.
Zirkuspädagogik ist ganzheitliches Lernen und Erleben. Neben der Ausbildung körperlicher Grundfertigkeiten und sportlich-technischem Training werden Fantasie, Emotion und Intuition gestärkt. Kinder wollen etwas erleben, sich erspüren und erproben und dies zusammen mit anderen. Die Zirkuspädagogik bietet durch die Fülle an Disziplinen unendlich viele Möglichkeiten, sich zu bewegen und dabei auf ästhetisch-künstlerische Ausdrucksformen zurückzugreifen.
Zum nächsten Interview (Patricia Gläfcke)