Fachtag Schultheater NRW
Rolle: Spielleitung
Dienstag, 11. Februar 2025, Theater im Depot in Dortmund
Die Rolle der Lehrkraft als Spielleitung in einem D&G-Kurs oder einem Literaturkurs unterscheidet sich zur Rolle in anderen Fächern oder einer AG vor allem dadurch, dass sie ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer*in und Mitschüler*innen schafft. Nur so ist es Schüler*innen möglich, sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit ins Theaterspiel einzubringen. Nicht selten fließen dadurch auch emotional herausfordernde Lebensgeschichten in die theatral-ästhetische Verarbeitung ein und werden zu besonders berührenden Theatermomenten.
Wie kann es aber gelingen, Schüler*innen vor zu starker Selbstdarstellung auf der Bühne zu schützen? Welche Strategien helfen, Jugendliche im theatralen Ausdruck zu unterstützen?
Der Fachtag legt den Fokus darauf, wie Lehrkräfte bei Fragen zur Kostümwahl, Stückauswahl, Bühnengestaltung und Inszenierungsansätzen Schüler*innen Wege aufzeigen können, ihre Erfahrungen und Themen kreativ und achtsam auf die Bühne zu bringen.
Sie können sich bis Montag, 27. Januar 2025 anmelden.
Die Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro
Programm
Ab 09:30 Uhr Ankommen bei Kaffee und Tee
Start im Theater im Depot
10:00 Uhr Begrüßung
- N.N., Theater im Depot
- N.N., Stadt Dortmund
- Vera Götte, Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW
- Michaela Günther, Ministerium für Schule und Bildung NRW
- Hildegard Schroeter-Spliethoff, Landesverband Theater in Schulen NRW e. V.
10:15 Uhr Impulsvortrag
Markus Strobel
10:45 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Praktische Workshops 1 – 5
12:45 Uhr Mittagsimbiss
13:30 Uhr Weiterarbeit in den Workshops 1 – 5
15:45 Uhr Abschluss
ca. 16:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Workshop 1
Mein Kostüm soll …
Theaterarbeit in Schule ist ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten unterworfen und kann für die Schüler*innen Erfahrungsräume bieten, künstlerische und theatrale Ausdrucksformen zu erforschen.
Die Lehrenden finden sich oftmals in einer Rolle zwischen Anleitung und Begleitung wieder. Die Gestaltung des Kostüms und des Schminkens geben Anlass zu Diskussionen, die sich zwischen kreativer Forschung und bestehenden Klischees wiederfinden. Für die Schüler*innen scheint es erstrebenswert, Bekanntes zu nutzen, da es möglicherweise eine Sicherheit gibt. Wie können wir die Spielenden mitnehmen, eigene kreative Umsetzungsmöglichkeiten zu erforschen? In diesem WS wollen wir Möglichkeiten von Kostüm und dem Umgang mit dem Schminken erforschen, die einen Impuls für eigene Gestaltungs(t)räume bieten können.
Referentin: Silke Eumann, Theaterpädagogin BuT, Damenschneiderin, Improvisationsspielerin RatzFatz Münster, Spielleitung Lea-Drüppel-Theater, Haltern
Workshop 2
Humor als Kompass
In einer Zeit, in der weltweit die Krisen zunehmen, ist es umso wichtiger, dem Alltag mit Humor und Leichtigkeit zu begegnen und so kleine Inseln der Zufriedenheit zu schaffen. Da ein jeder Mensch nach Zufriedenheit, Glück und Lachen strebt, wollen wir uns in diesem Workshop damit beschäftigen, inwieweit wir unsere intrinsischen Motivationen und das eigene Streben nach Leichtigkeit neu entdecken können. Und daran knüpft sich die Frage nach der Übertragbarkeit an. Kann ich Humor und Leichtigkeit auch Schüler*innen beim Theaterspielen vermitteln? In diesem Workshop kommen sowohl theaterpädagogische Methoden als auch Arbeitsweisen der klassischen und der zeitgenössischen Komödie und des Clown-Theaters zum Einsatz.
Referent: Christopher Hustert, Regisseur und Schauspiellehrer, Absolvent der Folkwang Hochschule
Workshop 3
Das Wo: Welchen Einfluss hat die Bühnensituation auf das Theaterspiel?
Ganz praktisch wollen wir gemeinsam Erfahrungen sammeln, inwieweit sich die Wahl eines Aufführungsortes auf die Theaterarbeit auswirkt. Im ersten Teil des Workshops werden wir mit schneller, spielerischer Hand mehrere Szenen entwickeln (mit gegebenen
Texten, mit selbst geschriebenen Texten, choreografisch), um diese dann im zweiten Teil des Workshops in verschiedenen Bühnensettings zu testen. So wollen wir direkt miteinander erfahren und diskutieren, wie sich verschiedene Settings auf das (Schau-)Spiel auswirken.
Referent: Fabian Sattler, Schauspieler und Regisseur, künstlerischer Leiter des freien Ensembles TOBOSO und des Maschinenhauses Essen
Workshop 4
Balancieren geht über Studieren! Nähe und Distanz in der biografischen Theaterarbeit
Wenn persönliche Geschichten und Themen auf die Bühne gebracht werden, bedarf es einer besonderen Sensibilität, um sowohl die Spieler*innen als auch das Publikum zu schützen. Gleichzeitig soll das Gezeigte weder blutleer noch oberflächlich sein. Wie persönliche Alltagsgeschichten, Lebenserfahrungen, Visionen und Werte zu anspruchsvollen ästhetischen Irritations- und Genussmomenten für die Bühne balanciert werden können, erproben wir in diesem Workshop: Privates wird persönlich – wird kollektiv – im besten Fall ohne banales oder peinliches Betroffenheitstheater zu sein. Wie das gelingen kann? Lassen Sie uns das ausprobieren!
Schwerpunkte: Ästhetisierung von biografischem Material, Methodenanwendung und -reflexion, professionelle Nähe und professionelle Distanz
Referentin: Sandra Anklam, Dozentin für Systemische Theaterpädagogik, Performance-Kunst und Künstlerisch-Systemische-Therapie an der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW, Remscheid
Workshop 5
Warum nicht mal ein Horváth? Kreativer Umgang mit Stückvorlagen
Auf der einen Seite eine spielfreudige, heterogene Gruppe, auf der anderen Seite die Frage: Was soll auf die Bühne? Die Wahl einer klassischen Stückvorlage birgt Vorteile, schreckt jedoch viele Spielleitungen auch ab. Dieser Workshop soll Befürchtungen vor zu schwieriger Sprache oder zu großer Komplexität entkräften. Wir nehmen uns ein Theaterstück von Horváth und nutzen es beispielhaft als Gerüst, füllen die Lücken durch Phantasie, schaffen etwas Neues, der Gruppe Eigenes. Wir nähern uns über Improvisation und kreatives Schreiben, durch Figurenfindung und szenische Entwicklung. All diese Werkzeuge dienen uns dazu, aus einem Stück eine ästhetisch anspruchsvolle Umsetzung mit Laien zu entwickeln, sodass sie am Ende sagen können: Das hat mit uns zu tun.
Referentin: Katja König, Regisseurin, Theaterpädagogin und Leiterin der Schule für Kunst und Theater „Kulturforum Alte Post“ in Neuss